Jede geheilte Wunde ist wie ein erlöstes Trauma, das ich nicht weitergebe.
Ein Impuls für bewusste Elternschaft und transgenerationale Heilung.
Ich hatte heute eigentlich etwas ganz anderes vor.
Und doch hat mich etwas gerufen, wie eine innere Stimme, ein Impuls, ein Gänsehautmoment.
Plötzlich war da dieser Flow, als würden sich lang gesuchte Puzzleteile wie von selbst zu einem Bild zusammenfügen.
Ein Text floss aus mir heraus, der nicht geplant war, aber offenbar genau jetzt in die Welt wollte.
Vielleicht berührt er dich so, wie er mich berührt hat.
Vielleicht heilt er ein Stück in dir, so wie er auch in mir etwas geordnet hat.

In Gesprächen unter Müttern fällt oft auf, wie schnell wir uns als Eltern angegriffen oder schuldig fühlen, gerade dann, wenn unsere Kinder mit Aussagen kommen wie: „Ihr habt nie Zeit für mich!“ oder „Alle anderen dürfen immer mehr als ich.“ und „Meinen Bruder liebt ihr viel mehr als mich!“.
Oft meinen sie nicht uns, sondern drücken damit innere Aufgewühltheit durch Entwicklungsschritte aus. Doch wenn uns diese Sätze tief treffen, ist es hilfreich, nicht nur aufs Kind zu schauen, sondern auch in uns selbst hinein.
Kinder fordern uns nicht heraus, sie rufen uns in unsere Verantwortung:
Was in mir will noch gesehen werden?
Was triggert mich, weil es eine meiner alten Wunden berührt?
Wenn wir bereit sind, uns diesen Fragen zu stellen, beginnt etwas Kostbares:
Heilung, für uns selbst, für unsere Kinder. Und für alles, was nach uns kommt.
Was folgt, ist ein Impulstext, aus der Tiefe einer solchen Erkenntnis heraus geschrieben. Vielleicht auch für dich. Vielleicht als Erinnerung, dass bewusste Elternschaft kein perfektes Funktionieren bedeutet, sondern die Bereitschaft zur inneren Entwicklung.
Heilung ist das größte Geschenk, das wir unseren Kindern machen können.
„Du musst mein Leid nicht tragen. Ich löse es, damit du frei bist.“
Wir geben weiter, was wir nicht anschauen, oder aber wir halten inne und verändern die Geschichte.
Es kostet mich keine Überwindung, mich meinen alten Wunden zu stellen.
Was mich viel mehr Kraft kosten würde?
Dir, meinem Kind, mein ungelöstes Päckchen auf die Schultern zu legen.
Es kostet viel mehr Überwindung, dem eigenen Kind die ungelöste Last weiterzugeben, als sie selbst aufzulösen.
Ich bin erwachsen. Ich bin nicht immer stark, aber für dich bin ich stark genug.
Ich stelle mich meinen Schatten, damit sie dich nicht verfolgen.
Ich heile, was mir vielleicht niemand zu heilen half.
Ich löse auf, was sonst weitergereicht würde wie ein stilles, schweres Erbe.
Ich werde nicht weiterreichen, was mich selbst fast erdrückt hat.
Ich werde mich dem stellen, damit du frei wirst.
Ich tue es für mich und für dich.
Das ist mein größtes Geschenk an dich, mein Kind.
Denn jede Wunde, die ich in mir selbst heile, heile ich auch für dich.
Ich trage nicht weiter, was nicht mir gehört und was nicht zu deinem werden soll.
Ich nehme an, was meines ist, und gebe zurück, was nicht zu mir gehört.
Zu den Stimmen meiner Vergangenheit sage ich:
„ Hier, das gebe ich dir zurück. Es ist nicht meine Schuld, meine Last. Ich lasse sie jetzt bei dir. Ich lasse dich gehen, in Frieden.
Und ich gehe meinen eigenen Weg.“
Verzeihen ist eine Form der Befreiung.
Nicht für den Täter. Für dich. Es bedeutet, die Fremdlast abzugeben, sich selbst zu entlasten und damit wieder in die eigene Kraft zu kommen.
Verzeihen heißt nicht, etwas zu vergessen.
Es heißt nicht, klein beizugeben.
Es heißt nicht, jemanden in Schutz zu nehmen.
Verzeihen heißt für mich:
Erkennen, was war und es loslassen.
Mich lösen. Mich befreien.
Und damit auch dich, mein Kind.
Du sollst nicht für das stehen, was ich nicht anschauen wollte.
Du sollst frei sein, deinen eigenen Weg zu gehen, unbelastet, soweit es mir möglich ist.
Du musst mein Leid nicht spüren, meine Ängste nicht austragen, meine ungelösten Geschichten nicht wiederholen.
Ich trage meine Verantwortung.
Ich wähle bewusst: Heilung statt Reinszenierung.
Denn:
Wenn ich mich selbst heile, heile ich auch ein Stück der Welt.
Ich bringe Frieden in meine Geschichte und öffne damit Raum für deine.
Frei Echt Neu
Ich bin nicht perfekt. Aber ich bin bereit.
Und das ist genug.

Elternschaft ist nicht nur ein Fürsorgeprozess nach außen, sondern sie ist auch eine Einladung zur Rückverbindung nach innen.
Immer dann, wenn wir uns selbst mit Mitgefühl begegnen und mutig hinschauen, verändern wir nicht nur unsere Reaktion auf das Kind:
wir verändern das Feld, in dem unser Kind aufwachsen darf.
Mit jedem Schritt, den wir heilen, wird es ein Stück heller.
Für uns, für unsere Kinder, für die Zukunft.
Vielleicht ist genau das unsere Aufgabe als Eltern in dieser Zeit: nicht perfekt zu sein, sondern bewusst.
Uns unseren inneren Kindern zuzuwenden.
Nicht um die Vergangenheit zu reparieren, sondern um die Zukunft zu erlösen.
Für unsere Kinder, und für all die Kinder, die noch kommen.
Heilung ist keine Schwäche.
Sie ist ein Akt der Liebe.
Ein stiller, leiser Aufstand gegen all das, was uns selbst einmal klein gemacht hat.
Und vielleicht beginnt Frieden genau hier:
In einem Menschen, der sagt:
„Ich reiche Liebe weiter, nicht Last. Es endet bei mir.“

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