Was ist dein Tanz? Gillian – ein Kind, das nicht stillsitzen konnte

Veröffentlicht am 12. März 2025 um 19:15

 

Gillian war sieben Jahre alt und eine Herausforderung für ihre Lehrer. Sie stand ständig auf, ließ sich ablenken, folgte dem Unterricht nicht. Ihre Lehrer sorgten sich um sie, bestraften sie, schimpften mit ihr, belohnten die wenigen Male, an denen sie aufmerksam war, aber nichts. Gillian wusste nicht, wie man still saß und konnte nicht aufmerksam sein. Wenn sie nach Hause kam, wurde sie auch von ihrer Mutter bestraft. Gillian hatte also nicht nur in der Schule schlechte Noten und wurde bestraft, sondern litt auch zu Hause darunter. Die besorgten Erwachsenen fragten sich, was mit ihr nicht stimmte. Vielleicht eine Störung? Vielleicht Hyperaktivität? Vielleicht brauchte sie Medikamente?

 

Doch ein besonders empathischer Lehrer hatte eine andere Idee. Er beobachtete sie, beobachtete sie unvoreingenommen. Und dann legte er Musik auf. Kaum erklangen die ersten Töne, begann Gillian zu tanzen. Sie war nicht krank. Sie war eine geborene Tänzerin.

Er empfahl Gillians Mutter, sie zum Tanzunterricht zu bringen und ihrer Lehrerin, sie ab und zu tanzen zu lassen.

Nach einer Karriere als Tänzerin, der Eröffnung ihrer eigenen Tanzakademie und internationaler Anerkennung für ihre Kunst wurde Gillian Lynne 1980 weltberühmte Choreografin des Musicals "Cats".

 

(Nach dem britischen Bildungsexperten Sir Ken Robinson, "Do schools kill creativity?")

 

Ein System, das Kinder nicht sieht

 

Wie viele Kinder sitzen heute in Klassenzimmern und fühlen sich wie Gillian, aber niemand legt Musik auf? Wie oft interpretieren wir Lebendigkeit als Störung, Träumerei als Unaufmerksamkeit, Bewegung als Problem? Wie oft versuchen wir, Kinder „zurechtzubiegen“, anstatt ihnen Flügel zu geben?

Jedes Kind hat seine eigenen Stärken. Sie zu entdecken und zu fördern, anstatt sie in ein standardisiertes System zu pressen, ist eine der wichtigsten Aufgaben von Eltern, Lehrkräften und der Gesellschaft als Ganzes. Jedes Kind kommt mit einem einzigartigen Geschenk auf diese Welt. Manche haben eine tiefe Verbindung zur Musik, andere zu Zahlen oder Worten, wieder andere spüren kleinste emotionale Schwingungen und lesen zwischen den Zeilen. Und doch werden so viele Kinder gemessen an einem Maßstab, der nie für sie gemacht wurde.

Wir dürfen nicht akzeptieren, dass sie von einem System, das nicht für sie geschaffen wurde, fallen gelassen und aussortiert werden. Wir müssen ihnen helfen, ihre schlummernden Talente zu entdecken, bevor sie selbst daran zweifeln und ihre Entdeckerlust und ihre angeborene Freude am Lernen verlieren.

 

Was wäre, wenn…?

 

Was wäre, wenn Eltern und Lehrkräfte sich auf die Suche nach den verborgenen Talenten jedes Kindes begeben würden, mutig genug für dieses Abenteuer?

Was wäre, wenn wir nicht versuchten, Fische das Klettern zu lehren, sondern sie zu den besten Schwimmern machten, die sie sein können?

Was wäre, wenn jedes Kind, egal ob Autist, Legastheniker, hyperaktiv, introvertiert oder extrovertiert, hochbegabt oder mit Lernschwierigkeiten, seinen einzigartigen Platz in der Welt finden dürfte?

 

Stell dir eine Gesellschaft vor, in der jedes Kind von Anfang an gesehen und verstanden wird. Wo kein Talent ungenutzt bleibt, keine Neigung unterdrückt, kein Potenzial verloren geht.

 

Welche Erfindungen, welche Kunst, welche Lösungen für die drängenden Probleme unserer Zeit wären dann möglich?

Das würde die Welt bunter, friedvoller und lebenswerter machen!

 

Und was wäre, wenn nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene sich in diesem Licht neu entdecken dürften? Wie viele Menschen haben ihr eigenes Talent nie wirklich entfalten können, weil sie in ein System gepresst wurden, das nicht für sie gemacht war?

 

Es ist nie zu spät, sich selbst zu fragen:

Was ist mein Tanz?

 

 

 

"Es ist nie zu spät, das zu werden, was man hätte sein können."

George Eliot

 

 

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