„Die Seele ist wie der Wind, der über die Kräuter streicht - er nimmt ihren Duft mit.“
Hildegard von Bingen
Einkaufen gehen ist für mich manchmal eine echte Challenge! In manchen Abteilungen des Supermarktes wird mein Geruchsinn wirklich herausgefordert. Um die Regale der Reinigungsmittel mache ich am liebsten einen großen Bogen. Das Aftershave des Menschen vor mir an der Kasse kann ich einfach nicht ausblenden, was mich ablenkt und meine Anspannung steigen lässt.
Andererseits liebe ich herbstliche Waldspaziergänge, wenn das bunte Laub der der Bäume einen zarten erdigen Duft verströmt. Jede Rose in meinem Garten hat ihren eigenen lieblichen und blumigen Duft. Beide Duftnoten wirken auf mich zutiefst entspannend und ausgleichend.
Nach Atemtechniken, EFT und Yoga möchte ich euch eine weitere Möglichkeit vorstellen, die besonders feinfühlige Menschen auf sanfte Weise unterstützt:
die Aromatherapie.
Viele Hochsensible haben einen feinen, sehr sensiblen Geruchssinn. Sie nehmen Düfte wahr, die anderen kaum auffallen, und reagieren darauf oft intensiver.
Das kann herausfordernd sein, wenn Gerüche zu intensiv wirken. Ein Parfüm, Reinigungsmittel oder Raumduft kann bei ihnen schnell Kopfschmerzen, Übelkeit, innere Unruhe, Unwohlsein, oder Reizbarkeit auslösen.
Ein kleiner Hinweis für alle, die sich wieder erkennen:
auf der Seite von Sesivity Research 👉
https://sensitivityresearch.com/de/selbsttests/
findest du einen wissenschaftlich verfeinerten Online-Test, der eine erste Orientierung bietet.
Er ersetzt keine fachliche Diagnose, kann aber helfen, die eigene Wahrnehmung besser einzuordnen und achtsamer mit sich umzugehen.
So lässt sich besser verstehen, warum bestimmte Reize, auch Düfte, manchmal so intensiv erlebt werden und wie man sie als Stärke nutzen kann.
Doch genau diese Feinfühligkeit lässt sich auch positiv nutzen und kann zu einer wunderbaren Ressource werden, wenn wir lernen, sie bewusst zu nutzen und wenn man sie achtsam lenkt.
Warum wirken Düfte so tief?
Der Geruchssinn ist einzigartig: Er führt direkt in unser limbisches System, den ältesten Teil des Gehirns, in dem Emotionen, Erinnerungen und Hormonreaktionen entstehen.
Wenn wir einen Duft wahrnehmen, wandern diese nicht wie andere Sinneseindrücke erst über die Großhirnrinde zur „Bewertung“, sondern wirkt unmittelbar.
Wenn wir einen Duft einatmen, gelangen die Duftmoleküle über die Riechzellen in der Nase ohne Umweg zu Amygdala, Hippocampus und Hypothalamus. Dort werden Neurotransmitter wie Serotonin, Dopamin oder Endorphine freigesetzt, je nachdem, welchen Duft wir wahrnehmen. Das sind Botenstoffe, die unsere Stimmung und unser Wohlbefinden beeinflussen.
Diese unmittelbare Verbindung erklärt, warum Düfte in Sekunden Emotionen auslösen können: beruhigend, tröstend, belebend oder Kraft schenkend. Oft schon bevor wir überhaupt wissen, warum.
Gerüche können zu viel werden, aber oft wirken sie heilsam
Hochsensible reagieren empfindlicher auf Reize. Ein Duft, der für andere angenehm ist, kann für sie schnell zu stark sein. Deshalb gilt bei der Aromatherapie für Hochsensible:
Weniger ist mehr.
Wichtig ist, sie aktiv in die Auswahl einzubeziehen. Kein Öl passt für alle.
Ein Duft, der laut Lehrbuch perfekt zu der jeweiligen Ausgangssituation passen würde, kann Unwohlsein auslösen, während ein anderer intuitiv gewählter tief wohltuend wirkt.
Ein paar Beispiele aus dem Lehrbuch:
Lavendel kann beruhigend und entspannend wirken und unterstützt die GABA-Ausschüttung. Es ist ein idealer Duft zur Unterstützung bei innerer Unruhe und Einschlafproblemen.
Zitrusöle (z. B. Orange, Mandarine, Grapefruit) funktionieren als Stimmungsaufheller, wirken aktivierend, fördern Dopamin und Serotonin. Sie sind hilfreich bei Antriebslosigkeit oder Prüfungsstress.
Vanille wirkt oft tröstend, harmonisierend und unterstützt die Serotoninbalance.
Ylang-Ylang oder Rosenholz sind zwei feine Düfte, die beim Loslassen und beim Runterfahren nach einem stressigen Tag helfen können. Ihnen wird eine herzöffnende und ausgleichende Wirkung zugesprochen.
Rosmarin (z. B. Rosmarinus officinalis ct. cineol) kann die Konzentration und Wachheit fördern. Es gibt allerdings verschiedene Unterarten mit leicht unterschiedlicher Wirkung. Manche wirken belebender, andere eher entgiftend. Besonders für hochsensiblen Menschen ist es empfehlenswert, sich beraten zu lassen oder sich langsam heranzuschnuppern.
Auch Kombinationen aus mehreren Ölen können sehr wirkungsvoll sein, etwa eine belebende Mischung aus Rosmarin, Zitrone und Minze für mehr Fokus oder eine sanfte Mischung aus Orange, Vanille und Ylang-Ylang zum Entspannen. Dabei gilt: weniger ist mehr – und immer stark verdünnt anwenden.
Alle ätherischen Öle sollten immer stark verdünnt angewendet werden, da sie hochkonzentrierte Pflanzenessenzen sind.
Für Erwachsene genügen meist 1–2 Tropfen in einem Teelöffel Basisöl (z. B. Mandel- oder Jojobaöl).
Für Kinder werden Öle grundsätzlich noch stärker verdünnt.
Aber wie funktioniert das im Alltag?
Man braucht nicht viel Zubehör, manchmal genügen ein Tropfen, etwas Fantasie und Achtsamkeit:
Kuscheltier oder Halstuch für Kinder:
Mit dem vertrauten Lieblingsduft (z. B. Mandarine oder Vanille) beträufelt, schenkt es Geborgenheit, wenn die Loslösung schwerfällt, etwa beim Kindergartenstart.
Einschlafritual:
Ein Kissenspray mit Lavendel oder Orange schafft eine beruhigende Atmosphäre.
Vor Prüfungen oder Auftritten:
Ein Tropfen Zitronen- oder Bergamotteöl auf die Innenseiten der Handgelenke erinnert an Ruhe und Vertrauen.
Mutroller oder „Taschen-Duftanker“:
Eine kleine Flasche mit individueller Mischung kann in stressigen Momenten Mut und Zuversicht spenden.
Nach einem anstrengenden Tag:
Ein Tropfen Ylang-Ylang oder Rosenholz auf einem Taschentuch hilft beim Runterfahren.
Bei kleinen Kindern lassen sich Düfte sogar konditionieren: Wenn ein bestimmter Duft immer mit Sicherheit, Nähe oder Entspannung verbunden wird, kann er später als sanfter Anker dienen, ein unsichtbarer Begleiter, der Vertrauen schenkt.
Aromatherapie wirkt am besten, wenn sie achtsam und intuitiv eingesetzt wird
Hochsensible spüren sehr genau, was ihnen guttut und was nicht. Darum ist die eigene Wahrnehmung der wichtigste Kompass. Jeder Mensch reagiert anders. Gerade Hochsensible sollten sich Zeit nehmen, Düfte in Ruhe zu erschnuppern. Ein Duft, der Unbehagen auslöst, ist nie der richtige, egal, was im Lehrbuch steht.
Aromatherapie ist keine starre Methode, sondern eine Einladung, sich selbst besser zu spüren.
Düfte laden uns ein, über die feinen Sinne in Verbindung mit Körper und Seele zu treten.
„Düfte sind wie die Seele der Blumen - man kann sie fühlen, selbst wenn man sie nicht sieht.“
Joseph Joubert
Aromatherapie ist ein Geschenk der Natur und für hochsensible Menschen eine sanfte Möglichkeit, Stress zu regulieren, Emotionen zu harmonisieren und ihre feine Wahrnehmung positiv zu nutzen.
Aromatherapie kann hochsensible Menschen auf eine sanfte und wirkungsvolle Weise unterstützen.
Sie spricht das limbische System direkt an, harmonisiert Botenstoffe, reguliert Emotionen und schafft so einen natürlichen Zugang zur inneren Balance.
Wer tiefer eintauchen möchte,
findet liebevolle Anregungen und Begleitung bei Steffi Bastgen
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